19.08.2025 • von Jonas Kellermeyer

Was ist die Delphi-Methode?

Eine Nachtszene einer Dachterrasse mit Überblick über eine Großstadt

Sich mit Future Foresight und entsprechender Strategiefindung zu beschäftigen, ist ein interessantes Geschäftsfeld. Wie in so ziemlich jedem Bereich der wirtschaftlichen Tätigkeit kommt man allerdings auch hier nicht ohne einen methodologisch geschulten Umgang mit relevanten Daten herum. Wir wollen euch deswegen heute die sogenannte Delphi-Methode näher bringen. Was hat es damit auf sich? Wie führt sie zu brauchbaren Ergebnissen und in welcher Hinsicht findet siegemeinhin Anwendung?

Was ist die Delphi Methode?

Die Delphi-Methode ist ein qualitatives Prognose- und Befragungsverfahren, das in der Zukunftsforschung, Strategieentwicklung und Innovationsplanung eingesetzt wird. Ihr Ziel ist es, Expertenwissen systematisch zu bündeln und dadurch belastbare Aussagen über mögliche Entwicklungen, Trends oder Szenarien zu gewinnen.

Das Verfahren basiert auf der Idee, dass Gruppen von Fachleuten in einem strukturierten, anonymisierten Prozess zu besseren Einschätzungen gelangen als Einzelpersonen. Anders als bei offenen Diskussionen wird der Einfluss dominanter Persönlichkeiten reduziert – jede Stimme erhält gleiches Gewicht.

In mehreren Befragungsrunden geben Expert:innen zunächst ihre Einschätzungen zu einem bestimmten Thema oder einer Leitfrage ab. Die Ergebnisse werden gesammelt, ausgewertet und anonymisiert zurückgespiegelt. Auf Basis dieser Rückmeldungen haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Einschätzungen in weiteren Runden zu präzisieren oder sie gänzlich zu korrigieren. Dadurch nähert sich die Gruppe schrittweise einem konsistenten Zukunftsbild an.

Fünf exemplarische Anwendungen der Delphi-Methode

Die gesellschaftlichen (Teil-)Bereiche, in denen sich der Delphi-Methode bedient wird, sind vielfältig. Von politischen Themen über unternehmerische Strategien bis hin zum Bildungssektor finden sich eine Menge an verschiedenen Einsatzmöglichkeiten.

  1. Technologieprognosen
    Unternehmen und Forschungsinstitute nutzen Delphi-Befragungen, um den Zeitpunkt des Markteintritts neuer Technologien abzuschätzen – etwa im Bereich Künstliche Intelligenz, Robotik oder Energiewende.
  2. Politik- und Gesellschaftsforschung
    Regierungen oder NGOs wenden die Methode an, um Experteneinschätzungen zu gesellschaftlichen Megatrends (z. B. Demografie, Klima, Migration) zu sammeln und politische Handlungsoptionen vorzubereiten.
  3. Unternehmensstrategie
    Im strategischen Foresight setzen Firmen die Delphi-Methode ein, um Chancen und Risiken in globalen Märkten zu bewerten und Zukunftsszenarien für Produkte oder Geschäftsmodelle zu entwickeln.
  4. Bildung und Future Skills
    Hochschulen und internationale Organisationen wie die UNESCO nutzen Delphi-Studien, um herauszufinden, welche Kompetenzen in den kommenden Jahrzehnten entscheidend sein werden und wie Bildungssysteme sich darauf einstellen können.
  5. Gesundheitswesen
    Delphi-Befragungen helfen dabei, Konsens über künftige Behandlungsstandards, medizinische Leitlinien oder Prioritäten in der Forschung (z. B. Impfstoffentwicklung) herzustellen.

Fazit zur Delphi Methode

Die Delphi-Methode ist ein vielseitiges, bewährtes Werkzeug, um Unsicherheit im Blick auf die Zukunft zu reduzieren und kollektive Expertise nutzbar zu machen. Ihr besonderer Wert liegt in der strukturierten Wiederholung und der prozessbezogenen Anonymität, die zu rundum ausgewogenen Ergebnissen führt. Obwohl sie zeitaufwendig sein kann, gilt sie als eine der wichtigsten Methoden in der Zukunftsforschung, da sie eine Balance zwischen wissenschaftlicher Strenge und praktischer Relevanz schafft. Wir wollen sie in unserem methodologischen Repertoire auf jeden Fall nicht missen!

Über den Autor

Jonas ist Kommunikationsexperte und zeichnet sich seinerseits verantwortlich für die sprachliche Darstellung der Taikonauten, sowie hinsichtlich aller öffentlichkeitswirksamen R&D-Inhalte. Nach einiger Zeit in der universitären Forschungslandschaft ist er angetreten, seinen Horizont ebenso stetig zu erweitern wie seinen Wortschatz.

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