06.06.2025 • von Jonas Kellermeyer

Agile Methoden im R&D

Wie bei so ziemlich jedem Arbeitsvorgang, bestehen auch hinsichtlich des R&Ds gewisse Hürden, die einen entsprechenden Prozess unnötig aufblähen. Damit bei aller Kreativität und Experimentierfreude die Fokussierung auf eine grundlegende Produktivität nicht verloren geht, bietet sich der Einsatz agiler Methoden an.

Agile Methoden im Kontext von R&D

Agile Methoden sind nahezu überall auf dem Vormarsch und machen auch vor dem Research & Development (R&D) keinen Halt. Da sie auf einer kollektiven Team-Dynamik aufbauen, können sie klassische, oft starre und individuell geprägte Entwicklungsprozesse gezielt ergänzen oder diese gar komplett ersetzen. Unter dem Begriff "agile Methoden" versteht man Ansätze wie Scrum, Kanban oder Lean Management, die ursprünglich der Softwareentwicklung entsprangen, inzwischen aber erfolgreich auch in anderen Innovationsfeldern Anwendung finden – so auch und gerade im R&D. Im Gegensatz zu traditionellen Methoden, die typischerweise linear und langfristig ausgerichtet sind, betonen agile agile Ansätze iterative Prozesszyklen, Flexibilität und schnelle Anpassungen. Diese Merkmale adressieren zentrale Herausforderungen im Bereich R&D wie etwa unverhältnismäßig hohe Unsicherheiten, komplexe Innovationsanforderungen und sich rasch verändernde technologische sowie marktbezogene Rahmenbedingungen. Agile Methoden bieten somit gerade im Bereich R&D die Chance, Innovationszyklen deutlich zu verkürzen und auf dynamische Anforderungen schneller und effizienter reagieren zu können.
Agile Prozesse in Forschung und Entwicklung bieten somit eine effektive Möglichkeit, auf dynamische Anforderungen schneller und effizienter zu reagieren. In Kombination mit Lean Innovation in R&D entsteht ein leistungsfähiges Instrumentarium zur strategisch nachhaltigen Neuausrichtung von Innovationsprojekten.

Vorteile agiler Methoden für R&D

Wie im vorangegangenen Abschnitt bereits anklang, ist die Nutzung agiler Methoden heute in vielen wirtschaftlichen Teilbereichen an der Tagesordnung. Einer der wesentlichen Gründe für diese Entwicklung, sieht sich in einer vereinfachten und gleichsam nachvollziehbaren Entscheidungsfindung beheimatet: Will man sich in der schnelllebigen Welt von heute als schlagkräftiger Akteur positionieren, bedarf es einer strategischen Offensive, die Wendigkeit garantiert und es so möglich macht, Wandel in selbstbewusster Manier aktiv zu gestalten anstatt ihm bloß passiv beizuwohnen. Ein zentraler Vorteil der Nutzung agiler Methoden im R&D liegt dementsprechend in der erheblichen Steigerung der Anpassungsfähigkeit und Innovationsgeschwindigkeit. Durch iterative Entwicklungszyklen können neue Erkenntnisse frühzeitig integriert, Risiken minimiert und unnötige Ressourcenbindung vermieden werden. Methoden wie Scrum und Kanban fördern zudem die interdisziplinäre Zusammenarbeit, erhöhen die Transparenz innerhalb von Teams und ermöglichen ein kontinuierliches Lernen aus jedem einzelnen Entwicklungsschritt. Besonders in unsicheren, komplexen und sich wandelnden Forschungskontexten bieten agile Ansätze somit eine flexible und nutzerzentrierte Grundlage für erfolgreiche und vielschichtige Innovationsprozesse. Keine zwei Projekte gleichen sich, mitunter changieren die Schwerpunkte der jeweiligen Projekte gravierend. Unter Zuhilfenahme agiler Methoden wird es möglich, diesen Umstand vollumfänglich als positiv zu bewerten.

Im folgenden Abschnitt wollen wir den Blick auf die beispielhafte Anwendung von agilen Methoden und entsprechenden Tools im R&D freigeben.

Agile Frameworks und ihre spezielle Anwendung im R&D

In der Forschung und Entwicklung haben sich unterschiedliche agile Frameworks als besonders wirkungsvoll erwiesen, um dynamische Prozesse zu strukturieren und komplexe Projekte effizient umzusetzen. Zu den verbreitetsten Ansätzen zählen neben Scrum und Kanban auch schlanke Managementmethoden, wie Lean Startup. Jede individuelle agile Methode bietet spezifische Vorteile für unterschiedliche Phasen des Innovationsprozesses bzw. hinsichtlich des adäquaten Researches.

Scrum eignet sich besonders für Projekte mit hohem Innovationsgrad und unscharfen Anforderungen. In R&D-Kontexten kann Scrum genutzt werden, um durch kurze Entwicklungszyklen (Sprints) schnell erste Prototypen zu erstellen und diese iterativ zu verbessern. Ein Beispiel: Im Rahmen eines Forschungsprojekts werden mithilfe von Scrum in zweiwöchigen Sprints inkrementelle Fortschritte gemacht. Die iterative Natur dieser individuellen Sprints sorgt dafür, dass sich das gesamte Team für die Dauer der Phase auf ein zuvor festgelegtes Ziel konzentrieren kann. Hierfür bedarf es einer initialen Planung und entsprechender Guidelines, wie sie durch Product Owner und Scrum Master abgebildet werden.

Kanban hingegen bietet sich an, wenn es darum geht, bestehende Forschungsprozesse zu visualisieren und Engpässe frühzeitig zu erkennen. Im Rahmen der Forschung kann Kanban eingesetzt werden, um Testverarbeitung, Analysephasen und Dokumentationsschritte transparent abzubilden und parallel laufende Aktivitäten besser zu koordinieren. Jede:r Beteiligte weiß durch einen Blick auf das Kanban-Board im besten Fall, wie der Stand des Projekts in Gänze ist.

Lean Management fokussiert auf die Validierung von Hypothesen durch frühes Testen mit echten Nutzer:innen. Besonders in der Entwicklung neuer Produkte oder digitaler Tools im R&D-Kontext hilft dieser Ansatz, unnötige Entwicklungsschleifen zu vermeiden. Die Entwicklung eines Minimum Viable Products (MVP) kann etwa hilfreich sein, um direktes Feedback aus Pilotanwendungen zu erhalten und die explizite Form iterativ zu verbessern

Die Wahl des passenden Frameworks hängt von der Zielsetzung, Teamstruktur und dem jeweiligen Reifegrad der Innovation ab. Oftmals ist eine Kombination der Methoden sinnvoll, um den komplexen Anforderungen in der Forschung und Entwicklung gerecht zu werden. In Kombination mit Lean Innovation in R&D entsteht ein leistungsfähiges Instrumentarium zur strategischen Neuausrichtung von Innovationsprojekten.

Herausforderungen bei der Implementierung agiler Mechanismen im R&D

Es ist nicht alles Gold, was glänzt: Gerade dann, wenn es um die Implementierung von agilen Methoden und Mechanismen in gewachsene Teamstrukturen geht, kann es Anfangs holpern und krachen. Denn: Agile Prinzipien verlangen nicht nur neue Tools und Prozesse – sie erfordern vor allem ein anderes Denken. Wer jahrelang in linearen Entwicklungsmodellen gearbeitet hat, tut sich oft schwer mit der Offenheit, der Eigenverantwortung und der Iterationsfreude, die agile Ansätze voraussetzen.
Ein häufiger Stolperstein ist die fehlende Klarheit über Rollen und Verantwortlichkeiten. Wenn plötzlich ein "Product Owner" oder ein "Scrum Master" auf der Bildfläche erscheint, sorgt das nicht selten für Irritationen im Team – besonders dann, wenn diese Rollen nicht mit entsprechender Befugnis oder Akzeptanz ausgestattet sind. Hinzu kommen Zweifel an der Effizienz: Ist es wirklich sinnvoll, regelmäßig Meetings abzuhalten, wenn doch eigentlich gerade "gearbeitet" werden soll?
Auch auf Führungsebene herrscht oft Zurückhaltung. Agil zu arbeiten heißt nämlich auch, Kontrolle abzugeben, Entscheidungen zu dezentralisieren und Vertrauen in iterative Prozesse zu entwickeln. Das fällt nicht jedem leicht – vor allem dann nicht, wenn schnelle Ergebnisse gefordert sind und der Druck von außen steigt.
Damit agile Methoden in R&D nicht zur hohlen Phrase verkommen, braucht es deshalb eine behutsame Einführung, echte Beteiligung aller Partizipierenden und eine klare Kommunikation darüber, was sich wie verändern soll – und warum. Nur so können neue Denkweisen wirklich Fuß fassen und langfristig ihre Wirkung entfalten. Oftmals ist eine Kombination der Methoden sinnvoll, um den komplexen Anforderungen in der Forschung und Entwicklung gerecht zu werden. Im Zusammenspiel mit Lean Innovation in R&D entsteht so ein leistungsfähiges Instrumentarium zur strategischen Neuausrichtung von Innovationsprojekten.

Fazit: Strukturwandel und die Chance auf echte Innovation

Agile Methoden im R&D sind kein Allheilmittel – aber sie können ein schlagkräftiges Werkzeug sein, wenn man bereit ist, sich auf neu entstehende Dynamiken einzulassen. Sie fördern eine Kultur des Experiments, der Offenheit und des kontinuierlichen Lernens – genau das, was innovative Entwicklungsarbeit im 21. Jahrhundert braucht. Doch wie bei jeder Veränderung braucht es Geduld, Fingerspitzengefühl und eine gute Portion Mut, um festgefahrene Denkmuster aufzubrechen und sie letztlich zu verändern. Wer einen solchen Weg beschreitet, wird nicht nur beschleunigte Innovationszyklen und passgenauere Zusammenarbeit bewundern können – ein weiterer Outcome ist vor allem ein Team, das Zukunft nicht nur erforscht, sondern aktiv (mit-) gestaltet. Oftmals ist eine Kombination der Methoden sinnvoll, um den komplexen Anforderungen in der Forschung und Entwicklung gerecht zu werden. In Kombination mit Lean Management im R&D entsteht ein leistungsfähiges Instrumentarium zur strategischen Neuausrichtung von Innovationsprojekten. Möglich auftretenden Schwierigkeiten zum Trotz bietet die Einführung agiler Methoden gerade in solchen Gebieten, die in lediglich verschwommen umrissenen gesellschaftlichen Teilbereichen beheimatet sind, eine außerordentliche Möglichkeit, ein produktives Mindestmaß an Stabilität herbeizuführen.

Über den Autor

Jonas ist Kommunikationsexperte und zeichnet sich seinerseits verantwortlich für die sprachliche Darstellung der Taikonauten, sowie hinsichtlich aller öffentlichkeitswirksamen R&D-Inhalte. Nach einiger Zeit in der universitären Forschungslandschaft ist er angetreten, seinen Horizont ebenso stetig zu erweitern wie seinen Wortschatz.